Soll ich heute Morgen länger schlafen und meine Übungen
weglassen? Kaufe ich besser das weisse oder das beige T-Shirt? Soll ich
meine Stelle kündigen oder warten, dass sich die Arbeitsbedingungen bessern? Soll
ich die Operation machen lassen? Ist jetzt der Zeitpunkt für
ein Kind oder später?
Alles, was wir tun, benötigt eine Entscheidung. Jeden Tag
treffen wir unzählige Entscheidungen, bewusst oder unbewusst*. Manche davon
fallen uns leicht, manche machen kaum einen Unterschied und andere wiederum bringen uns fast zur
Verzweiflung, weil so viel auf dem Spiel steht und wir einfach nicht wissen,
welches die beste Lösung ist.
(*
z.B.
weiche ich der entgegenkommenden Person nach rechts oder nach links aus?)
Lass dir Zeit!?
Manchmal lohnt es sich, sich etwas Zeit zu lassen. Und manchmal ist es so, dass gewisse Entscheidungen nur noch schwieriger werden, je länger wir warten. Das kennen Sie wohl auch. Da kann es sogar passieren, dass dann die Entscheidung für uns gemacht wird. Auch nicht immer einfach…
Wann also sollen wir uns Zeit lassen?
Immer dann, wenn uns „jetzt sofort!
Du musst!“ überfordert.
Das ist meistens dann, wenn andere etwas von uns erwarten
– direkt: „Nun mach schon! Nun sag doch!“ oder indirekt: Aussagen wie „Nur wer sofort
entscheiden kann, besitzt echte Führungsstärke“.
Also Vorsicht bei Erwartungen
von aussen, da heisst es "Moment mal!" . Wir müssen zuerst herausfinden, was wirklich von uns erwartet werden
kann und was nicht.
Diese Klärung braucht Zeit - am besten einmal drüber schlafen - das ist
eine Grundregel, an die ich mich halte, selbst dann, wenn ich ziemlich sicher bin, wie
ich entscheiden werde. Zudem ist das Gute beim Drüberschlafen, dass unser
Gehirn die Gelegenheit erhält, alle unbewusst abgespeichertern Informationen abzurufen und in den Entscheidungsprozess miteinzubeziehen. Ein Teil
der Lösungsfindung wird sozusagen delegiert.
"Das Risiko einer falschen Entscheidung ist dem Terror der Unentschlossenheit vorzuziehen." Maimonides
Jetzt reicht es!
Und wann sollen wir uns keine Zeit mehr lassen?
Das lohnt sich dann, wenn
unsere Pro und Contra – Listen immer länger werden und wir uns immer weiter von
unserem Ziel entfernen. Wir hüpfen von Ja zu Nein zu Vielleicht und wieder zu Ja.
Ist es Sackgasse, Ausweg oder Neustart?
Ist es Verpflichtung oder Gelegenheit?
Ist es meine Entscheidung oder die der
anderen?
Solche Fragen lassen sich plötzlich kaum noch beantworten und wir treten an Ort, verlieren immer mehr Energie, wissen nicht
mehr, was oben und unten ist.
Auf das Bauchgefühl ist kein Verlass und das
einzige, was wir wissen, ist, dass Entscheiden nicht nur die
Lösung sondern auch die Er-lösung bringt.
Da kann es mitunter vorkommen, dass selbst eine schlechte Entscheidung noch gut ist, einfach, weil wir dem Elend ein Ende bereiten und endlich Ruhe finden. Für den Moment. Das ist vielleicht nicht die beste Art, mit solchen Schwierigkeiten umzugehen, aber immerhin.
Ihr Bauch redet wirr oder schweigt?
Was kann uns noch helfen, wenn unser Bauchgefühl unfähig ist, eine eindeutige Aussage zu machen?
Idealerweise sind sich Kopf und Bauch bei Entscheidungen einig und treffen sie mit Leichtigkeit! Wenn wir uns jedoch abgewöhnt haben, auf unser Bauchgefühl zu hören – die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein – gestaltet sich eine Entscheidungsfindung sehr schwierig, bis unmöglich, denn eine Entscheidung nur mit dem Kopf allein ist nicht machbar. Da können wir auch gleich eine Münze werfen... In diesem Fall müssen wir dafür sorgen, dass wir so ehrlich wie möglich mit uns selber und unseren eigenen Bedürfnissen, und oft auch Ängsten, umgehen. Je besser wir uns selber kennen, umso einfacher können wir auch wählen. Das ist langfristig gesehen die beste Lösung und kann gelernt werden.
"Manchmal müssen wir im Leben eine egoistische Entscheidung treffen und tun was gut für uns ist." Saquon Barkley
Was tun in der Zwischenzeit?
Und bis wir das schaffen, kann es hilfreich sein, sich diese 3 Überlegungen zu merken:
1. Die Qual der Wahl:
Es ist immer besser, wir haben eine Wahl. Denn keine Wahl zu haben, führt zu grösserer Hilflosigkeit. Was uns wirklich hilft, wenn wir eine Wahl treffen müssen, ohne dass wir sicher sind, ob es die richtige ist, ist, dass wir ganz zu dieser Wahl stehen. Ohne aber. Für die nächste Zeit. Das ist nicht immer einfach, doch es bringt uns mehr Ruhe und ermöglicht uns gleichzeitig, unsere ganze Kraft auf die nächsten Schritte zu lenken. Wir treten nicht mehr an Ort, wir kommen vorwärts, der Teufelskreis ist durchbrochen.
2. Plan B oder nicht in Stein gemeisselt:
Keine Entscheidung, selbst eine noch so gute, kann uns garantieren, dass etwas
auch wirklich gelingen wird. Deswegen lohnt es sich in jedem Fall einen Plan B
aufzustellen, damit wir bei Nichteintreffen des Gewünschten immer noch
handlungsfähig bleiben.
Wir brauchen nicht nur Mut für eine Entscheidung, wir brauchen auch Mut, diese
wenn nötig neu zu beurteilen. Das ist eine Stärke!
3. Eine zweite Chance oder viele Wege führen nach Rom:
Wir können eine Wahl leichter treffen, wenn wir daran denken, dass wir für
viele Dinge in unserem Leben eine zweite Chance bekommen und ein Ziel auf
verschiedenen Wegen erreicht werden kann. Der kürzeste Weg ist nicht immer der interessanteste...
Nun liegt es an Ihnen!
Vielleicht versuchen Sie es mit diesen drei Überlegungen,
wenn Sie das nächste Mal bei etwas Wichtigem anstehen?
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und freue mich von Ihren Erfahrungen zu hören!
"Man kann es so oder so machen. Ich bin für so."
Gehard Schröder