Gestern hatte ich zum ersten
Mal eine junge Klientin, bei der ich sozusagen Coronavirusstress reduzieren
musste. Wenn wir die aktuelle Weltlage beobachten, ist das auch nicht
überraschend.
Mir kommt es vor, als ob das Leben in der Schwebe sei. Als ob
die Menschheit zuschaue und den Atem anhalte.
Es ist eine Zeit grosser Unsicherheit.
Es ist eine Zeit, in der eine Nachricht die nächste jagt.
Es ist eine Zeit, die uns fordert.
Wir müssen uns vielen Fragen stellen
Wie viel Raum gebe ich der Angst? Was muss ich ernst nehmen und was nicht? Wie kann ich mein Leben leben, ohne dass ich mich völlig gelähmt fühle, aber auch ohne einfach den Kopf in den Sand zu stecken? Wie gehe ich um mit meiner Verantwortung mir selber und auch anderen gegenüber, darf ich noch unter die Leute gehen, wenn ich Schnupfen habe oder etwas huste? Welchen Nachrichten soll ich glauben?
Es sind Fragen, die eine jede und ein jeder von uns ganz
individuell beantworten müssen. Niemand kann sie uns abnehmen. Schwierige
Fragen.
Gleichzeitig sehe ich hierin, trotz aller Widrigkeiten, auch eine kleine
Chance. Krisen können uns Klarheit bringen über uns selber und unsere Motive.
Und sie zeigen uns auch, dass es sich vielleicht lohnt, manches
mehr zu schätzen, dankbar zu sein.
Es ist nicht selbstverständlich, dass die
Regale immer gefüllt sind; es ist nicht selbstverständlich, dass wir einfach so
schnell mal da-, mal dorthin reisen, und es ist nicht selbstverständlich, dass
wir ohne ernsthafte Krisen durchs Leben kommen.
Vielleicht tut es uns auch gut, dieses Innehalten…
Doch hier nun konkret ein paar Worte zu dem, was uns
helfen kann, mit diesen Herausforderungen besser umzugehen und einen klaren
Kopf zu bewahren. Zu dem, was in unserer Hand liegt.
Das Wichtigste ist dabei, dass wir uns nicht von der Angst vereinnahmen lassen.
Vielmehr geht es um die richtige Dosis: zu viel Angst
schwächt uns und unser Immunsystem, aber eine kleine Dosis Angst schärft den
Blick. Und das ist es, was wir jetzt brauchen, Fokus.
Damit gelingt es uns, das Wichtige vom Unwichtigen zu
trennen; wir erkennen, was uns schadet und was uns gut tut, was machbar ist und
was nicht.
Doch wie können wir die Angst klein halten?
Auf der praktischen Ebene kann das zum Beispiel so aussehen:
Wir machen 2-3 zuverlässige Informationsquellen ausfindig und begrenzen uns
darauf, anstatt uns einer unzuverlässigen Informationsflut auszuliefern, welche die Angst eher schürt und uns schadet.
Ein tägliches Update kann bereits reichen - wer nicht gut schläft, tut das besser erst am Morgen, und nicht auf nüchternen Magen.
Wir überprüfen unsere Bilder und Vorstellungen. Ich habe grossen Respekt vor
der Macht der Bilder und wir tun besser daran, uns vorzustellen, wie unser
Immunsystem aktiv für uns arbeitet als an Schreckszenarien zu denken, die uns
schlecht bekommen und von denen wir nicht wissen, ob sie überhaupt eintreffen. Damit haben wir zwar keine Gewähr, dass wir gesund bleiben, aber
die Aussichten sind eindeutig besser (in zahlreichen Studien belegt).
Wir sorgen für mehr Ausgewogenheit: für jede schlechte Nachricht suchen wir uns
eine gute - im persönlichen Umfeld sind sie oft leichter zu finden.
Oder wir bitten um einen Wechsel des Gesprächsthemas, wenn es zu einseitig wird.
Und auf der ganz simplen Ebene: wir halten uns an die empfohlenen Verhaltensweisen, wie z.B. gründliches Händewaschen
jedes Mal,
wenn wir draussen unterwegs waren.
Das sind zwar kleine Schritte, aber sie haben eine Wirkung – und sie sind
machbar. Und immer, wenn wir selber etwas tun können, geht es uns schon etwas
besser…
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die nötige Ruhe und
Klarheit und vor allem gute Gesundheit!
Ihre Franziska Elsaesser